Aleksandar Bilbija
- Georg Helm
- 29. März 2024
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 20. Feb.

Hallo Aleks,
vielen Dank, dass Du dir Zeit für dieses Interview nimmst.
Fangen wir beim Start deiner Karriere an. Du hast angefangen Fußball zu spielen bei Tennis Borussia Berlin. Zusammen mit deinem kleineren Bruder Filip. Wie fußballbegeistert war die Familie Bilbija?
Aleksandar: Ich habe angefangen beim Berliner SC. Das kam durch meinen Vater. Der ist sehr fußballverrückt. Der fußballverrückteste der Familie. Er hat uns natürlich ein bisschen angesteckt, meinen Bruder und mich. Wir waren immer da, wenn er am Wochenende gespielt hatte und irgendwann wurden wir dann auch angemeldet, mit 5 glaube ich. Mein Bruder war glaube ich so 4. Meine Mutter ist mittlerweile genauso fußballverrückt. Mittlerweile guckt sie auch jedes Wochenende Bundesliga und 2. Bundesliga. Liegt also wirklich in der Familie.
Dein Bruder spielt aktuell beim SC Paderborn in der 2. Bundesliga. Ab wann hat sich herauskristallisiert, dass deinem Bruder eine größere Karriere als dir vergönnt sein wird?
Aleksandar: Ich fand ihn schon immer einen guten Spieler. Er hatte schon immer etwas besonderes an sich. Er hat auch damals immer gegen ältere gespielt, ich glaub bis zur C1 oder C2. Das einzige, was ihn damals so ein bisschen gestoppt hat, waren Verletzungen. Er war wirklich sehr oft verletzt. Dann lief es bei ihm, hatte einen guten Lauf bei Hertha Zehlendorf in der B1 und ist dann zu Ingolstadt. Da hat er es dann auch gut gemacht. Ich hab aber immer gesehen, dass er ein besonderer Spieler ist. Ob man aber dann Profi wird, ist von vielen Faktoren abhängig. Freut mich und da geht mein Herz natürlich auf, dass er es geschafft hat.
Du bist für dein erstes Herrenjahr dann zu Optik Rathenow in die Oberliga gewechselt. Hast Du keinen Herrenvertrag bei TeBe angeboten bekommen oder hast Du dich aktiv für den Wechsel entschieden?
Aleksandar: Ich habe bei TeBe tatsächlich keinen Herrenvertrag bekommen, war zwar beim Training und habe auch ein Spiel gemacht. Die hatten auch, glaube ich, einen größeren Sponsor. Es war auch nicht so, dass sie damals besonders auf die Jugend gesetzt hätten und deswegen war ich beim Probetraining bei Optik Rathenow und hab da überzeugt. Ich hab da die Möglichkeit gesehen zu spielen, Spielpraxis zu sammeln, was mir extrem wichtig war und hatte insgesamt ein gutes Gefühl beim Ingo Kahlisch.
Du wurdest dort von Ingo Kahlisch trainiert, der den Verein seit 1989 als Trainer führt. Was macht diese Konstellation und auch Ingo Kahlisch so besonders, dass dieses Verhältnis mittlerweile 35 Jahre hält?
Aleksandar: Ingo Kahlisch ist an erster Stelle erstmal ein super Mensch, super Charakter. Immer ehrlich. Warum es dann wirklich 35 Jahre hält, weil man halt immer eine Entwicklung sieht bei Optik Rathenow. Wenn man sich anschaut von wo der Verein kommt, auch von der Infrastruktur dort, war immer eine Entwicklung zu sehen. Natürlich gab es auch Höhen und Tiefen. Man hatte nie das Budget größere Entwicklungen durchzuführen. Aber für das Budget und dafür, dass es in Rathenow ist, Spieler dorthin zu bekommen ist auch nicht leicht und das kriegt er immer gut hin. Deswegen hält das so gut, meiner Meinung nach. Und man muss natürlich auch sagen, dass er gute Arbeit leistet als Trainer. Ich glaube, das spricht sich ja auch rum.
2020 endete dieses Kapitel und du hast dich deinem Jugendclub TeBe wieder angeschlossen nachdem der Aufstieg in die 4. Liga gelungen war. War das ein Wechsel mangels Alternativen oder ein Kindheitstraum für TeBe auflaufen zu dürfen?
Aleksandar: Es gab ein paar Optionen. Die kamen aber eigentlich nicht in Frage. Damals war aber eigentlich der ausschlaggebende Grund, dass Markus Zschiesche bei TeBe und ihn kannte ich aus der Jugend. Er hat sich auch weiterentwickelt, ist Fußballlehrer geworden. Ich wusste, dass ich mich bei ihm weiterentwickeln kann, als Spieler. Das war mir sehr wichtig.
Zwei Jahre später folgte der Wechsel zum RNO-Aufsteiger Greifswalder FC. Der Greifswalder FC verdankt seinen sportlichen Erfolg vor allem Dingen finanziellen Zuwendungen durch die Jes AG dem Investor Greifswalds. In wie weit siehst Du eine Gefahr für die Regionalliga Nordost, die geprägt ist von Fankultur und Historie, ausgehend von Vereinen wie dem Greifswalder FC und wie sehr hat dieser finanzielle Anreiz bei der Vereinswahl mit reingespielt?
Aleksandar: Ich hatte damals Gespräche mit David Wagner wegen eines Wechsels und er hat mich hält überzeugt. Er hat mir alles vorgestellt und mir den Plan für die nächsten Jahre aufgezeigt und mich damit überzeugt. Auch vom Gefühl her. Wie an die ganze Sachen ran gegangen worden ist. Kein Größenwahn, sondern dass man sich peu à peu steigern möchte und das tolle ist für sie, dass sie jetzt dieses Jahr schon oben mitspielen. Und natürlich hat da der finanzielle Aspekt auch eine Rolle gespielt. Aber das ist ja auch allgemein so, dass größere Clubs mit Fans ein bisschen mehr Geld zur Seite haben. Eine Gefahr würde ich nicht sagen. Wenn man gute Arbeit macht, sollte die auch belohnt werden. Natürlich ist es auch risikobehaftet, wenn es nur einen Investor gibt, dass der vielleicht abspringt und das nicht gut ausgeht. Ich finde aber, wenn das auf einer soliden Basis aufgebaut ist und dass man nicht größenwahnsinnig wird und gute Arbeit geleistet wird und Greifswald am Ende auf Platz 1 steht, dann haben sie es verdient. Muss man auch erstmal schaffen. Es gibt ja auch andere Vereine, die den gleichen Etat haben und es nicht schaffen. Deswegen muss man auch Respekt zollen für die Arbeit die sie leisten.
Die Zusammenarbeit startete als Stammspieler und endete in der 2. Mannschaft. Was ist für dich schief gelaufen in den 1,5 Jahren Greifswald?
Aleksandar: Schief gelaufen würde ich nicht sagen. Ich hab ja das erste Jahr gespielt und im zweiten Jahr lief es ja in der Hinrunde. Wir waren ungeschlagen und ich hatte zwei Kurzeinsätze. Die Jungs haben es einfach super gemacht und wenn es halt läuft, dann wird selten rotiert. In der 2.Mannschaft habe ich dann aus dem Grund gespielt, dass ich Spielpraxis brauchte. Ich wollte trotzdem fit bleiben. Es war mir wichtig, falls es zu Einsätzen kommt. Das war mir lieber, als ständig Läufe zu machen an freien Tagen. Deswegen hatte ich dort 5-6 Einsätze. Ich war also kein fester Bestanteil der 2.Mannschaft, sondern hab ganz normal mit der Ersten trainiert.
Vom Tabellenersten ging es zum Vorletzten. Zum Berliner AK. Visierte der BAK in den letzten Jahren noch den Aufstieg in den Profifußball an, ist man mittlerweile gefangen im Tabellenkeller. Welche Entwicklung nimmst Du gerade beim BAK wahr auch mit Blick auf deine vorherigen Stationen?
Aleksandar: Der BAK hatte natürlich eine Mammutaufgabe zu lösen im Sommer, als der Sponsor vom einen auf den anderen Tag gegangen ist und dafür wurde gute Arbeit geleistet, muss man auch sagen. Kleinere Sponsoren wurden an Land gezogen, es wurde eine regionalligataugliche Truppe gestellt. Man muss auch sagen, auch wenn die Platzierung immer weiter bergab ging, haben wir es gut hinbekommen und das wird sich in Zukunft, denke ich, wieder stärker stabilisieren, weil so ein Übergangsjahr immer schwierig ist. Gerade wenn sowas dann spontan abläuft.
Wie schon angesprochen. Das Team ist im Tabellenkeller gefangen. Wie realistisch schätzt Du den Klassenerhalt ein und wie zukunftsfähig ist der Kader BAKs, der bestückt ist mit einer Vielzahl Eigengewächsen?
Aleksandar: Der Klassenerhalt ist auf jeden Fall drin. Der Kader ist regionalligatauglich. Wir haben uns, fand ich, in den letzten Spielen einfach nicht richtig belohnt. Wenn wir ans Limit gehen ist eigentlich immer etwas drin, aber dafür müssen wir auch jedes Spiel ans Limit gehen. Und müssen natürlich auch hoffen, dass Halle nicht absteigt. Das würde uns sehr entgegenkommen
Du bist jetzt 25 Jahre alt. Wohin soll es für dich noch hingehen im Fußball?
Aleksandar: Ich habe da keine konkreten Ziele. Ich will, wenn ich auf den Platz gehe alle geben. Alles dafür tun, dass ich die bestmögliche Leistung abrufe. Das ist mein Ziel. Der besten Fußballer zu sein, der ich sein kann. Egal wo.
Danke Dir für das Interview Aleks!
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