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Theodor Bergmann

Aktualisiert: 20. März 2024


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Hallo Theo,

danke, dass Du Dir die Zeit für ein Interview nimmst.

Wir fangen mal von hinten an in deinem Leben. Du hast 2022 Deine Karriere beendet. Was machst Du gerade und wie geht es Dir?


Theo: Ich mache online Gesundheitscoaching für Profisportler und das macht sehr viel Spaß. Das ist sozusagen mein Job gerade. Das läuft alles online ab. Das heißt Tennisspieler, Fußballprofis, egal welche Sportart, kommen zu mir, weil sie Symptome haben, wie Brain Fog-Müdigkeit, Akne, alle möglichen chronischen Probleme, die es da draußen gibt, Blähungen, Verdauungsprobleme, mentale Probleme und all sowas. Denen helfe ich dann. Mir gehts sehr gut. Mir gehts sehr, sehr gut.


Das Ende Deiner Karriere war geprägt vom Kampf gegen eine Krankheit. Was war das für eine Krankheit und inwieweit hat sie Dich im täglichen Leben und Fußball eingeschränkt?


Theo: Das Ende meiner Karriere war nicht geprägt von meiner Krankheit. Das stimmt nicht. Ich weiß auch immer nicht woher das kommt oder warum Leute das denken. Hab ich auch nie so kommuniziert. Also ich hab Fußball nicht aufgehört, weil ich krank gewesen bin, sondern weil ich überhaupt keine Erfüllung mehr im Fußball gesehen habe. Ich war kerngesund als ich aufgehört habe mit Fußball. Ich hätte das auch noch 10 Jahre so weiter machen können, aber das Problem war einfach, dass ich nicht mehr Fußball spielen wollte und ich eine andere Sache gefunden hab, die mir einfach viel mehr Tiefe und Erfüllung gibt im Leben und vor allem auch Unabhängigkeit. Ich bin ein sehr freiheitsliebender Mensch. Ich mag das nicht, wenn mir jemand sagt, was ich zu tun und zu lassen habe und wann ich wo sein soll. Ich bin da sehr freiheitsgetrieben.

Aber vor allem Ende der Zeit in Erfurt und Anfangszeit Kaiserslautern und dann auch noch ein bisschen in Jena, da hatte ich schon gesundheitliche Probleme. Das größte Problem war Brain Fog. Das nennt sich Gehirnnebel. Das kann man sich vorstellen, wie als ob man leicht angetrunken ist, aber das halt in einem permanentem Zustand. Konzentrationsschwierigkeiten, Fokussierungsschwierigkeiten. Ich hatte das Gefühl gehabt, ich bin nie richtig anwesend. Physisch anwesend, mental abwesend. Wie als würde mein Leben wie ein Film vor mir ablaufen. Ich konnte auch Leuten nicht lange in die Augen schauen und mich darauf konzentrieren was sie sagen, weil es einfach viel zu anstrengend gewesen ist und dann hatte ich ab und an so eine unerklärliche Müdigkeit und Schwäche der Gliedmaßen. Es war also nicht so, dass ich einfach nur kaputt war oder so eine Müdigkeit hatte, wie wenn man einfach nur schlecht geschlafen hat, sondern es war wirklich eine richtige Schwäche der Gliedmaßen. Es war meistens so das eine oder das andere, manchmal auch beides gekoppelt. Das war halt in sofern schwierig, dass ich halt gar nicht mehr zusätzlich trainieren konnte, was ich vorher gerne gemacht hatte. Ich hatte überhaupt keine Energie mehr dafür. Ich war meistens einfach froh wenn das Training oder Spiel vorbei gewesen ist, weil ich konnte mich, wie gesagt, nie gut konzentrieren und war nicht so gut fokussiert. Es war im Spiel meistens möglich, weil ich so auf Adrenalin gewesen bin, vor allem mit dem Gehirnnebel, dem Brain Fog, war es im Spiel möglich das irgendwie zu händeln, aber alles was drum herum gewesen ist war extrem anstrengend. Wenn ich diese Schwäche in den Gliedmaßen hatte, hab ich das im Training und den Spielen halt extrem gemerkt. Ich war nach jedem Sprint total kaputt, ich hatte überhaupt keine Kraft, ich konnte gar nicht in die Zweikämpfe richtig gehen, was bei mir aber gar nicht so auffällig gewesen ist. Es ist nie jemandem aufgefallen, dass es mir nicht gut geht, da ich technisch einfach ein guter Spieler gewesen bin, ich bin sehr viel übers Passspiel gekommen und ich hatte einen guten Überblick gehabt, ich war trotz alledem schnell im Kopf, ich konnte gut antizipieren und war nie der physische Spieler. Deshalb ist es auch nie aufgefallen.

Ansonsten hab ich zu dem Zeitpunkt noch ein Sportmanagement-Studium angefangen. Das hab ich dann aber abgebrochen, weil ich überhaupt nicht in der Lage war, mit dem Brain Fog, noch irgendwas nebenbei zu machen. Ich war froh, wenn das Training vorbei war und ich nach Hause konnte. So war es meistens. Das hat dann so ein halbes, ein Jahr gedauert bis ich dann die Ernährung umgestellt hab auf eine stark antivirale Ernährung, eine entgiftende Ernährung und dann hat es ungefähr ein Jahr gedauert bis es weggegangen ist und dann gab es immer up‘s and down‘s, aber langfristig ist es dann immer besser geworden und irgendwann war es dann ganz weg. Alle Symptome. Was ich noch gehabt hab, war sehr unreine Haut, viele Pickel gehabt. Das ist auch weg. Im Leben hat mich auch beeinträchtigt, dass ich keinen Bock auf gar nichts hatte. Alle die Brain Fog haben kennen das. Es ist alles überfordernd. Jede Aktion die du zusätzlich machst. Wenn dich jemand fragt: „Wollen wir was essen gehen? Hast Du Bock mitzukommen?“, denkst Du halt zehn Mal drüber nach, weil es halt einfach anstrengend ist und dementsprechend war es dann auch schwierig überhaupt was mit Freunden zu machen, mit Mitspielern was zu machen, weil es mir immer besser ging, wenn ich in meiner Wohnung war und entspannen konnte.


Wann hast Du entschieden Menschen, bzw. anderen Fußballern, mit ähnlichen Problemen, mit denen Du zu kämpfen hattest zu helfen? Was hat Dich dazu bewegt?


Theo: Ich hab schon immer das Gefühl gehabt anderen Menschen helfen zu wollen und ich wusste aber meistens nicht so richtig wie und durch diesen ganzen Prozess den ich durchgemacht hab, hab ich das dann gelernt und ich war schon immer interessiert an Ernährung, hab auch schon vorher überwiegend pflanzlich gegessen. Auf jeden Fall hab ich extrem viel dazu gelernt, was die Ursache von Krankheiten ist, wie man das beheben kann. Dann hab ich mir irgendwann gedacht: Gut, jetzt hab ich mir selbst geholfen damit, ich hab meinen Eltern schon geholfen beispielsweise, warum soll ich das nicht auch mit anderen Menschen machen und so hat es sich ergeben, dass ich dann damit angefangen hab. Diese Entscheidung habe ich getroffen vor drei Jahren, da hab ich dann angefangen Gesundheitscoachings zu machen und das hat sich dann immer weiter entwickelt.


Welche Menschen sollten sich also konkret bei Dir melden? Wem kannst Du helfen? Und wie hilfst Du konkret?


Theo: Ich bin speziell auf Profisportler fokussiert. Auf Profisportler, die irgendeine Art von Symptom haben, das ihre Leistungsfähigkeit beeinflusst. Aber auch zum Beispiel Heilung von Verletzungen, die sehr hartnäckig sind. Verletzungsprophylaxe. Auch Profisportler die ihre Leistung verbessern wollen. Mit Ernährung kann man da extrem viel machen. Aber es geht auch über die Ernährung hinaus, was ich mache. Es ist ein komplett holistischer Ansatz. Also nicht nur Ernährung, sondern auch Lifestyle, Schlaf, Stressbewältigung, Meditation und auch sowas wie: Wie lebt man ein Lebensstil mit so wenig Toxin wie möglich? Also wie vermeidet man alltägliche Produkte die Chemikalien in sich haben die zu Krankheiten beitragen können. Wenn also jemand Probleme hat mit Verdauungsproblemen, mentalen Problemen, Müdigkeit, Migräne, alles was irgendwie chronisch ist und nicht weg geht, da bin ich der richtige Ansprechpartner.


Hast Du eine Ausbildung oder abgeschlossenes Studium dahingehend oder in einem anderen Bereich?


Theo: Ich hab eine abgeschlossene Ausbildung als Gesundheistcoach bei der Academy of sports gemacht.


Zu Deiner fußballerischen Karriere: Wie hat Deine Karriere begonnen? Stand für Dich immer fest, dass Du Fußballprofi werden wirst?


Theo: Bei mir hat es sich relativ früh ergeben, dass ich Profifußballer werden möchte. Ich habe mit 4 Jahren angefangen, mein Bruder hat schon gespielt, der war auch relativ gut. Bei mir hat sich herausgestellt, dass ich den Jahrgängen immer der beste gewesen bin, damals im Dorfclub, dann bin ich nach Erfurt gegangen. Auch da war ich in den Jugendmannschaften immer einer der besten. Für mich war dann schon das Ziel, dass ich dann auch Profifußballer werden möchte.Rot-Weiß war der größte Club in der Umgebung, dann bin ich zu Erfurt gewechselt.


Warst Du auch Fan von Rot-Weiß Erfurt? Oder was war Dein Lieblingsclub?


Theo: Ich war schon ne Art Fan, kann man schon sagen. Ich hab Erfurt total schön gefunden, fand den Verein cool, fand die Stadt cool. Es war einfach meine Heimat. Rückblickend muss ich schon sagen, dass ich in Erfurt die schönste Zeit hatte.


Du hast Dich bei Erfurt ziemlich schnell zum Stammspieler entwickelt. Warum hast Du Dich solange gegen einen Schritt weiter nach oben entschieden?


Theo: Ich hatte einfach keine Angebote, ich hatte keine konkreten Angebote, die auf mich zugekommen sind.


Mit dem Abstieg Erfurts in die Regionalliga hast Du Dich für den 1. FC Kaiserslautern als nächsten Karriereschritt entschieden. Warum hast Du Dich für Kaiserslautern entschieden?


Theo: Ich konnte mich damals zwischen Rostock, Wiesbaden und Kaiserslautern entscheiden, mehr oder weniger. Finanziell waren Kaiserslautern und Wiesbaden am attraktivsten für mich. Ich hab mir dann beide Vereine angeschaut und wenn du dann auf dem Betzenberg stehst und das ganze Trainingszentrum anschaust, was du da für Bedingungen hast, da hab ich nicht lang überlegen müssen. Wiesbaden war einfach ein Unterschied. War einfach weniger los. Ich hatte einfach das Gefühl, ich will nach Kaiserslautern.


Bei Kaiserslautern lief es vor allem Dingen in der zweiten Saison überhaupt nicht. War der Wechsel ein Fehler?


Theo: Der Wechsel war auf gar keinen Fall ein Fehler. Allein schon, weil ich in Kaiserslautern extrem viele Menschen kennengelernt hab, die total cool gewesen sind. Hab vor allem in der ersten Saison geile Momente erleben dürfen. Hab vor 20-30 Tausend Menschen ein Freistoßtor geschossen. Das sind schon Sachen, die bleiben dann in Erinnerung. Man kann natürlich argumentieren: Wiesbaden ist aufgestiegen, ich bin mit Lautern nicht aufgestiegen. Vielleicht war es sportlich ein Fehler, aber für meine persönliche Entwicklung und für das was ich persönlich durchmachen musste, war es kein Fehler würde ich sagen.


Du hast Dich nach zwei Jahren für einen Wechsel Richtung Heimat entschieden. Zum großen „Feind“ Erfurts, zu Carl Zeiss Jena. Warum hast Du Dich entschieden für genau diesen Verein?


Theo: Ich hab mich für Jena entschieden, weil ich einfach kein anderes Angebot hatte. Wenn du ein Jahr nicht spielst, bist du einfach am Arsch. Dann noch mit Coronazeit, kein Verein hatte Geld. Carl Zeiss war der einzige Verein der ernsthaftes Interesse an mir hatte. Andere Regionalligisten haben wahrscheinlich gedacht, dass ich nicht Regionalliga spielen möchte. Jena hat für mich dann einfach Sinn ergeben, weil ich wieder näher an der Heimat dran war, es waren viele Spieler dort die ich schon kannte und dann hab ich mich einfach für Jena entschieden.


Bei Jena hat es Dich nicht allzu lange gehalten. Nach 1,5 Jahre gehalten. Warum der Wechsel zum BFC Dynamo?


Theo: Ich bin einfach zum BFC, weil mein Vertrag bei Jena aufgelöst wurde und ich mit dem Christian Benbenneck ein gutes Gespräch hatte.


War für Dich damals schon klar, dass am Ende der Saison Schluss sein wird?


Theo: Nein, das war nicht klar. Ich bin zum BFC gewechselt um eigentlich nochmal anzugreifen und das hat dort nicht funktioniert. Ich bin dort in eine funktionierende Mannschaft gekommen. Der Trainer war sehr überzeugt von mir, hat mich auch spielen lassen. Dann haben wir bei Lichtenberg gespielt, erste Halbzeit haben wir total scheiße gespielt, war ein absolut ekelhaftes Spiel, Wind, Regen, was weiß ich. Ich wurde ausgewechselt, das war so Mitte der Rückrunde und ab da an, eine schlechte Halbzeit gespielt, und danach nie wieder von Anfang an gespielt die ganze Saison. So ist das halt im Fußball: Wenn du in eine funktionierende Mannschaft kommst und nicht performst, funktioniert sie auch ohne dich. Je länger ich dann gespielt hab desto mehr habe ich mit dem Gedanken gespielt aufzuhören und dann wurde mein Vertrag beim BFC nicht verlängert und das war dann eher so ein Arschtritt, dass ich jetzt aufhören soll. Jetzt ist natürlich klar, wenn du Fußball spielst, hast du immer eine gewisse finanzielle Sicherheit. Aus dieser Sicherheit willst du dich eigentlich nicht heraus bewegen, also freiwillig macht man das nicht, weil du kommst immer irgendwo unter. Ich hätte danach sofort zum nächsten Verein wechseln können in Berlin, das wär nicht das Problem gewesen. Ich hatte schon bei Jena mit dem Gedanken gespielt gehabt und als das beim BFC zu Ende gegangen ist war mir dann klar, und ich war irgendwie dankbar, dass die gesagt haben, der Vertrag wird nicht verlängert, dann ist so eine Last von mir abgefallen. Dann hab ich mir einfach nur gedacht, jetzt kann ich aufhören und es hat mir jemand die Entscheidung abgenommen.


Du hast nach der Verkündung Deines Karriereendes gesagt, dass Du „keine Erfüllung“ mehr hast im Fußball. Hättest Du Dir in deiner Jugendzeit als Fußballer gedacht, dass Du mal so über Fußball denken wirst?


Theo: Ich hätte mir das in meiner Jugendzeit niemals denken können. Das ist wahrscheinlich auch dem geschuldet, dass meine Karriere nicht so gut verlaufen ist, wie ich mir das vorgestellt hab und auch gesundheitliche Probleme haben dazu beigetragen. Ich war zur falschen Zeit am falschen Ort und hab oftmals auch nicht die Chance bekommen. Ich weiß noch in Kaiserslautern, als ich ein halbes Jahr gebraucht hab in der ersten Saison unter Sascha Höltmann, dass ich wieder in die Mannschaft gekommen bin. Ich war Stammspieler unter Frontzeck, dann kam Sascha Hildmann, dann hab ich noch ein paar Spiele gespielt, weil ich ja gesetzt war und dann gar nicht mehr. Von Stammspieler auf die Tribüne. Das für 3-4 Monate. Ich hab mich dann zurückgekämpft, dass ich wieder gespielt hab. Erstes Spiel in Uerdingen, wir haben gewonnen. Wenn du gewinnst bist du natürlich auch in der Mannschaft drin. 3-5-2 System. Ich hab auf der 10 gespielt. Das war natürlich absolut geil und dann war ich auf einmal wieder in der Mannschaft drin. Im zweiten Spiel hab ich nach einer Viertelstunde eine Gehirnerschütterung. Lieg bewusstlos auf dem Boden, muss abtransportiert werden. Hab danach noch 2 Wochen Probleme mit Schwindel und komm nicht wieder in die Mannschaft rein und die Saison war gelaufen. So welche Situationen entscheiden dann wie deine Karriere abläuft und hätte ich jetzt zum Beispiel weiter gespielt kann es sein, dass wir jetzt gar nicht drüber reden würden. So ist es halt manchmal. Ich bin nicht böse drüber. Ich habe jetzt eine viel wichtigere Aufgabe in meinem Leben, die viel mehr meiner Seele entspricht.


Es ist jetzt etwa ein Jahr her, dass Du Deine Karriere beendet hast. War es rückblickend ein Fehler oder genau das Richtige? Vermisst Du irgendwas aus dem Fußball?


Theo: Ich bin total happy mit der Entscheidung. Ich genieße die Freiheit total. Ich bin überhaupt nicht neidisch auf die anderen Jungs die jetzt spielen müssen. Das fehlt mir echt gar nicht. Ich hab so viel zu tun, bin selbstständig, dass ich überhaupt nicht mehr über Fußball nachdenke. Ich hab gar keine Zeit dafür. Ich bin jetzt in einer komplett anderen Bubble unterwegs. Ich hab seitdem einmal gespielt beim Abschiedsspiel von Matti Langer und seitdem garnicht mehr. Hab auch keine Lust und keine Zeit. Was ich vielleicht ein bisschen vermisse ist dieses Rumgelaber in der Kabine. Der Spaß der da halt immer ist in der Kabine. Das Flaxen. Ist schon echt cool gewesen, aber sonst vermisse ich nicht viel.


Vielen Dank Theo Bergmann!

 
 
 

1 Kommentar


scamtrash15
09. März 2024

Die 2. Frage hat mir am besten gefallen 👍

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